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Was wir fliehen, ist sein zu Hause, was wir fürchten, ist sein Lebensraum, was wir verdrängen, bringt er an die Oberfläche. Zeit seines Lebens hat sich HR Giger im Unheimlichen eingerichtet, in einer dunklen Welt voller Abgründe.
Er kreierte diese Welt nicht, weil sie ihm so gut gefiel, sondern weil er gar nicht anders konnte. Nur so hielt er seine eigenen Ängste im Zaum. Keinesfalls muss man sich vor HR Giger fürchten, dem liebenswerten, bescheidenen und humorvollen Mann. Giger war nur der Überbringer der dunklen Botschaften, er kartographierte unsere Albträume, zeichnete Landkarten des Unterbewussten und modellierte unsere Ur-Ängste.
Mitten in Zürich lebte HR Giger in einer beinahe in sich geschlossenen Parallelwelt. Es ist ein eigenes Universum mit einem dunklen Stern, dem „Dark Star“ HR Giger im Zentrum, um den sich alles dreht. Aus der Zeit gefallen und hinter geschlossen Fensterläden verschwimmen hier die Grenzen zwischen Tag und Nacht. Nur seine Familie, seine engsten Freunde und wenige Mitarbeiter haben Zugang zu dieser Welt. Und sie haben alle Hände voll zu tun. Ausstellungen in wichtigen Kunsthäusern Europas häufen sich, was von der Wiederkehr von Gigers Kunst in den etablierten Kunstbetrieb zeugt.
Im Kunstbetrieb manifestiert sich, wie sehr Giger zwischen den Genres steht. Durch seine tiefenpsychologischen und verstörenden Motive wird er zwar automatisch dem Surrealismus und dem phantastischen Realismus zugeordnet, dabei ist seine Nähe zur Pop-Kultur offensichtlich – seit jeher bediente er sich ihrer Werkzeuge wie Film, Comic, Werbung, Design – und unterwanderte sie mit seinem Pessimismus. Er verkehrte die Werbe- Konsum- und Warenhausästhetik in ihr Gegenteil. Gigers Botschaften sind apokalyptisch und geheimnisvoll. Sie stehen gegen die Allmachtphantasien unserer Zeit und seine Monster halten uns in letzter Konsequenz den Spiegel vor.
In seinem letzten Lebensjahr ging Giger selber kaum mehr hinaus, in die andere Welt. Müde und erschöpft zog er sich langsam aus der Öffentlichkeit zurück und blickte auf ein Leben voller Überraschungen, schwerer Schicksalsschläge und grosser Erfolge zurück (Oscar für „Alien“).
Als ob es gestern gewesen wäre, erinnert er sich im Film, wie er als 6-Jähriger seinen ersten Totenschädel in den Händen hielt. Es war ein Geschenk seines Vater, des Dorfapothekers von Chur. Zum ersten Mal hat der Bub erfahren, was es heisst, seine Angst zu bezwingen und hat dies demonstriert, indem er den Schädel an einem Bindfaden in den Gassen seines Heimatdorfes hinter sich her zog. Ein Schlüsselerlebnis. Dieser Totenschädel ist der Grundstein für Gigers Welt. Eine Welt, in der die Insignien, die Schrecken und das Geheimnis des Todes omnipräsent bleiben sollten.
Mit 73 Jahren blickte Hansruedi Giger dankbar, beinahe liebevoll auf seinen ältesten Schädel. Dieser habe ihm den Anstoss gegeben, sagte er. Den Anstoss zu einer lebenslangen Reise in die Tiefen und Schattierungen aller Arten der Dunkelheit. Eine Reise, die bald zu Ende sein werde, meinte Giger gelassen, er habe genug gelebt. Als ob er sein baldiges Ende vorausgeahnt hätte. Kurz danach verstarb Hansruedi Giger im Mai 2014 im Alter von 74 Jahren.

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Kinodokumentarfilm, 2014
 
Verleih Columbus Film
 
Regie Belinda Sallin

Produktion T&C Film