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Ein Schweizer aus dem Luzernischen: Uli Sigg. Als Jugendlicher entdeckt er bei einer Weltmeisterschaft im Rudern, dass man auch dann zu den Weltbesten zählen kann, wenn man aus der Innerschweizer Provinz stammt. Uli Sigg wollte in der Folge zu den Weltbesten gehören. Nicht nur im Rudern.

1980 wird er Vizepräsident des ersten Joint Ventures zwischen einem westlichen Unternehmen (Schindler Gruppe) und Rotchina. Er spielt eine oft kuriose, schwierige und immer bedeutendere Rolle bei der Einführung der Marktwirtschaft im Reich der Mitte, und er kommt mit chinesischer Politprominenz und Künstlern der Untergrundszene in Berührung.

1995 wird er vom Schweizer Bundesrat Flavio Cotti für vier Jahre zum Schweizer Botschafter für China, die Mongolei und Nordkorea berufen. In chinesischen Regierungskreisen heisst es, die Schweiz hätte den besten Diplomaten in Peking. Sigg wird etwa von mehreren Nationen um Vermittlung beim Konflikt um den neuen Panchenlama ersucht.
Uli Sigg hat das Rudern nicht verlernt. Der Ehrgeiz treibt ihn weiter an. Die Erfolge als Unternehmer, Investor oder Diplomat genügen ihm nicht. Mitte der Neunzigerjahre entdeckt er, dass sich eigentlich niemand für die Kunst des neuen Chinas interessiert. Er sollte ihr einflussreichster Sammler werden. Sigg wird Mentor und Vermittler solcher Berühmtheiten wie Ai Weiwei, Zeng Fanzhi oder Cao Fei. Die Sammlung wird die grösste und facettenreichste ihrer Art weltweit.

Sigg wendet sich der Kunst zu, weil er China verstehen will. Er verspricht den Künstlern, viele der gesammelten Werke nur für eine bestimmte Zeit aufzubewahren. Eines Tages sollen sie zurück nach China. Dann, wenn das Land politisch bereit ist, diese Werke öffentlich auszustellen. Und die Künstler geben ihm einige ihrer wichtigsten Arbeiten. Bis 2015 sind es über 2’200. Inzwischen lebt Sigg auf Schloss Mauensee, nicht weit von seinem Geburtsort entfernt. Aber er ist der Global Player geblieben. Er sitzt mit Henry Kissinger und Tony Blair im Advisory Board der China Development Bank, berät die Tate, die Art Basel oder das MoMa in Fragen zur chinesischen Gegenwartskunst. Und er hat einen grossen Deal gemacht: 1’500 Werke seiner Sammlung werden 2019 nach Hong Kong wandern, wenn dort das Museum für Visuelle Kultur M+ fertiggestellt sein wird. Damit geht ein wesentlicher Teil der grössten Sammlung chinesischer Gegenwartskunst weltweit zurück nach China.
Sigg hat die Mission, die er sich auferlegt hatte, erfüllt.
Jedoch wird er weiter sammeln, beraten und vor allem die nächste Generation von Künstlern fördern. Kreativität sei die einzige Ressource, die unerschöpflich ist, sagt er. Als spräche er über sich selbst.

Hin und wieder rudert er heute auf dem Mauensee. Und wundert sich manchmal, dass man tatsächlich zu den Weltbesten zählen kann, selbst wenn man aus der Schweizer Provinz stammt.

Der Film ist eine Zeitreise durch die ungewöhnlichen Leben Uli Siggs und die moderne Geschichte Chinas seit dem Tod Maos. Wir begegnen zum Beispiel Ai Weiwei, Rita Sigg, Cao Fei, Jacques Herzog und Pierre de Meuron oder Lang Lang. Wir besuchen Karaoke Bars in Tienzin, das Schloss Mauensee und das einst grösste, heute verlassene Stahlwerk Chinas. Wir erleben Parties von Hongkonger Milliardären und die Baustelle des Museums M+, Künstler-ateliers in Peking und die nächtlichen Garküchen von Jinhua. Ein Schwein wird geschlachtet. Eine Kunstmesse abgehalten. Ein Olympiastadion gebaut. Ein chinesischer Präsident begrüsst. Eine Brücke überschritten.

Kinodokumentarfilm, 2016
 
Kinostart 18.02.16
Verleih:
Columbus Film
Regie:
Michael Schindhelm Produktion:
T&C Film